Ein Clown erlebt Weihnachten

Laterne im Schnee

Ein Clown erlebt Weihnachten. Doch wie? Mit dieser Frage läuft der Clown durch den Schnee, der vom abendlichen Himmel leise hernieder rieselt. Dieser knirscht unter den warmen Stiefeln des Clowns, während er durch die Stadt läuft. Er beobachtet die Menschen, die gehetzt durch die Gassen eilen, dick eingepackt in ihren Mänteln mit vielen Paketen unter  den Armen. In der Ferne hört er die Heilsarmee spielen. Ein Duft von Glühwein liegt in der Luft. Die Schaufenster sind alle prächtig dekoriert mit Gold, Silber, Engelein und Glitzer. Die Kinder drücken ihre Nasen an den Scheiben platt und bestaunen die Auslagen, während die Eltern leicht genervt weiter ziehen wollen. Aus dem Lautsprecher plärt das Lied: Ist da jemand, der mein Herz versteht? Und der mit mir bis ans Ende geht? Ist da jemand, der noch an mich glaubt? Ist da jemand?

Soll das Weihnachten sein, fragt sich der Clown. In der Zwischenzeit ist er bei der Heilsarmee angekommen, die eben ein neues Lied unter der hell leuchtenden Weihnachts-beleuchtung anstimmen. Er hört einen Moment schweigend zu, dreht sich wieder ab und läuft weiter durch die Stadt. Weiter vorne strömen Menschen in eine Kirche. Er entschliesst sich ebenfalls, in die hell erleuchtete Kirche zu gehen und setzt sich in die hinterste Reihe. Er lauscht den Worten, die ihm jedoch keine richtigen Antworten auf seine Fragen geben. Nach einer Weile eilen die Menschen wieder nach draussen, er bleibt jedoch noch sitzen. Vorne beim Altar ist eine Krippe aufgestellt. Dieses scheint ihm zuzurufen: komm zu mir Clown.

Ein Clown erlebt Weihnachten

 

Er folgt diesem Impuls und geht Richtung Altar. Dort stehen die drei Weisen aus dem Morgenland in ihren prächtigen Kleidern, daneben die Hirten mit ihren Schafen und in der Mitte ein Stall mit einer Krippe und eine Baby drin. Daneben knien Maria und Josef und schauen das schlafende Kind andächtig an, welches eingewickelt in einer Stoffwindel da liegt. Auf dem Dach des Stalle sitzt ein mächtiger Engel, der eine Posaune bläst. Schweigend steht der Clown vor der Krippe. Leise stellt er nochmals in seinem Herzen die Frage, was ist Weihnachten? Plötzlich gehen ihm sonderbare Gedanken durch den Kopf: Ein Clown erlebt  Weihnachten!

Weihnachtsstall

Weihnachtsstall mit Krippenfiguren

Von draußen dringt ein Lied an sein Ohr. Vom Himmel hoch, da komm› ich her, ich bring› euch gute neue Mär, der guten Mär bring› ich soviel, davon ich sing’n und sagen will. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll eur Freud und Wonne sein. Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will euch führn aus aller Not, er will eur Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein.

Ist Weihnachten ein Fest, wo Gott mir begegnen will? fragt sich der Clown. Warum ausgerechnet mir? Warum merken die Leute nicht auf diese Botschaft? Will Gott mir, dem Clown, Freude schenken, der ich doch Frede bereiten soll? Leise kullern dem Clown plötzlich Tränen über die geröteten Backen vor lauter Dankbarkeit. „Fröhliche Weihnachen“ ertönt es hinter dem Clown. Er dreht sich um und blickt in das Gesicht eines Kindes, das ihm ein Keks entgegenstreckt. Das Kind drückt dem Clown einen dicken Kuss auf die Backe, dreht sich um und läuft hüpfend zur Kirche hinaus. Danke murmelt der Clown und spürt, wie es ihm warm ums Herz wird. Weihnachen ist wirklich ein Fest der Begegnung. Mit einem grossen inneren  Lächeln macht sich der Clown auf den Weg durch das Schneegestöber nach Hause. Die Leute scheinen alle plötzlich ruhiger zu gehen und schauen den Clown mit freudigen Augen an.

Da hört der Clown wie ein Kind zu seinem Vater sagt: Weihnachten ist wie der Clown, der Freude bringt. Es geht nicht um die Geschenke oder das feine Essen, sondern dass ich in meinem Herzen Freude habe, weil ich wertvoll bin. Ich bin Gott dankbar, dass ich Ihm so wichtig bin dass Er zu mir auf Erden gekommen ist, um mich zu befreien und neue Lebensfreude zu schenken. Wie wahr, denkt der Clown, ein Clown erlebt Weihnachten, und summt die Melodie mit, die die Heilsarmee angestimmt hat: amazing grace, how sweet the sound, that saved a wretch like me, I once was lost, but now I’m found, was blind, but now I see.  ‹Twas grace that taught my heart to fear and grace my fears relieved how precious did, that grace appear the hour I first believed.